W
 
W Ursae Maioris-Stern: Ein Mitglied der Klasse der Bedeckungsveränderlichen, bei dem die beiden Komponenten Sterne des Spektraltyps F oder G sind, gleiche Helligkeit aufweisen und nahezu in Kontakt miteinander stehen. Haupt- und Nebenminimum der Lichtkurve sind fast gleich, die Periode beträgt in der Regel mehrere Stunden.

Wachstumskurve: Das Verhältnis der Intensität einer Spektrallinie in einem Absorptionslinienspektrum zur effektiven Anzahl der absorbierenden Atome. Die genaue Form der Kurve hängt von den vorherrschenden physikalischen Bedingungen wie Druck und Temperatur ab. Trägt man den Quotient aus den beobachteten Linienintensitäten und der Wellenlänge gegen das Produkt aus Oszillatorstärke und Wellenlänge für eine Serie von Linien eines Ions auf, erhält man im Diagramm die Wachstumskurve
dieses Ions, wobei die Annahme zugrunde liegt, daß die Wachstumskurve für alle verwendeten Linien dieselbe ist. Mittels einer solchen Kurve können die relativen Häufigkeiten verschiedener chemischer Elemente in einem Stern abgeschätzt werden. Die Methode berücksichtigt jedoch nicht die Variation der physikalischen Parameter in den unterschiedlichen Schichten des Sterns, in denen die Linien emittiert werden.

Wächter: (Die Wächter des Pols) Die beiden Sterne Beta und Gamma im Sternbild Ursa Minor.

Wagenrad-Galaxie: (Cartwheel-Galaxie) Ein populärer Name für eine Pekuliargalaxie in einer Entfernung von 500 Millionen Lichtjahren, auch bekannt unter dem Namen A0035. Sie besteht aus einem kreisförmigen Rand mit einem Durchmesser von 17 000 Lichtjahren, in dessen Inneren alte rote Sterne 'Nabe' und 'Speiche' bilden. Wahrscheinlich war die Galaxie einmal eine normale große Spiralgalaxie, die vor wenigen hundert Millionen Jahren mit einer kleineren Galaxie kollidierte. Der Eindringling ist in der Nähe noch zu beobachten. Der Schock des Zusammenstoßes verursachte die Geburt einer großen Zahl von massereichen Sternen in der 'Felge'. Daher ist die Supernova-Rate hundertmal höher als in normalen Galaxien.

Walhalla: Eine große, kreisförmige Struktur auf Kallisto, umgeben von 5 konzentrischen Ringen. Der Radius des äußeren Ringes beträgt 1 500 Kilometer. Die Struktur wurde durch einen Aufprall erzeugt, zeigt aber wegen der plastischen Beschaffenheit der Kruste keine typischen Verwerfungen mehr. Die Ringe sind regelrechte Wellen aus unter der Kruste zurückströmender Materie.

Wallebene: Ein großer, innen ebener Mond- Krater, speziell einer, der von Lava geflutet wurde.

Wanzen-Nebel: Ein Name für den bipolaren Nebel NGC 6302 im Sternbild Skorpion. Es konnte kein Zentralstern identifiziert werden, aber die Zentralregion ist heiß und aktiv, und Gas strömt mit einer Geschwindigkeit von 400 km/s nach außen. Der Nebel erscheint rot, da ein Großteil seines Lichtes in roten Spektrallinien des Wasserstoffs und Stickstoffs emittiert wird.

Wasserkrug: Die Gruppe der Sterne Gamma, Eta, Zeta und Pi im Sternbild Aquarius, die normalerweise in Darstellungen der mythologischen Figur des Sternbilds als der Krug des Wassermanns gezeigt werden.

Wasserloch: Ein Abschnitt des elektromagnetischen Spektrums im Radiowellenbereich zwischen den Wellenlängen 18 cm (Frequenz 1,7 GHz) und 21 cm (Frequenz 1,4 GHz). Es handelt sich dabei um die Wellenlängen der natürlichen Emissionslinien von Hydroxyl-(OH)-Molekülen und des Wasserstoffatoms (H). Da Wassermoleküle (H2O) aus zwei Wasserstoffatomen und einem Sauerstoffatom (OH + H) bestehen, wurde dieses Radioband 'Wasserloch' getauft; außerdem liegt es in jenem Abschnitt des Radiospektrums, der am wenigsten von der Hintergrundemission und der Absorption in der Erdatmosphäre beeinträchtigt wird - damit stellt es ein effektives Fenster oder 'Loch' für die Radioastronomie dar. Es wurde vorgeschlagen, daß außerirdische Zivilisationen - so es sie denn geben mag - dieses Wellenlängenband vorzugsweise benutzen könnten.

Wasserstoff-alpha-Linie: (H-alpha) Die deutlichste Linie im sichtbaren Teil des Wasserstoffspektrums. Sie ist mit 656,28 Nanometern die erste Linie der Balmerserie und hat eine rötliche Farbe. Sie entsteht bei Übergängen zwischen dem zweiten und dritten Energieniveau im Wasserstoffatom.

W-C-Stern: Wolf Rayet Stern

Wechselwirkende Galaxien: Galaxien, die sich so nahe stehen, daß die wechselseitige Gravitationsanziehung Störungen ihrer Form und Struktur verursacht. Die meisten Galaxien gehören einem Haufen an, so daß gravitative oder Gezeiten-Wechselwirkungen zwischen Paaren von ihnen nichts Ungewöhnliches sind. Sie wirken sich oft in langen Strähnen oder Filamenten aus, die zwischen ihnen Brücken bilden. Mit Hilfe von Computersimulationen konnte man zeigen, daß die beobachteten Störungen tatsächlich durch Wechselwirkung erklärbar sind. 

Wechselwirkender Doppelstern: Ein Doppelsternsystem, in dem Massenaustausch zwischen den Komponenten stattfindet.

Weißer Zwerg: Ein Stern im fortgeschrittenen Stadium der Sternentwicklung, der aus entarteter Materie besteht. Ein Weißer Zwerg entsteht, wenn ein Stern seinen gesamten Vorrat an Brennmaterial für die Kernfusion verbraucht hat. Der Stern kollabiert unter dem Einfluß seiner eigenen Gravitation, wodurch die Materie so weit verdichtet wird, daß Elektronen und Atomkerne vollständig voneinander getrennt werden und man von entarteter Materie spricht. Dieser Prozeß endet, wenn bei immer höherer Dichte ein quantenmechanischer Effekt, das Ausschließungsprinzip (Pauli-Prinzip), wirksam wird. Die Elektronen können nicht weiter verdichtet werden, so daß ein Gegendruck, der sog. Entartungsdruck, dafür sorgt, daß der Stern wieder in einen Gleichgewichtszustand kommt. S. Chandrasekhar zeigte theoretisch, daß die obere Massengrenze für Weiße Zwerge bei 1,4 Sonnenmassen liegt. Größere kollabierende Sterne werden zu Neutronensternen oder Schwarzen Löchern.
Der erste Weiße Zwerg, der als solcher erkannt wurde, war der 1910 beobachtete Stern 40 Eridani B. Es konnte gezeigt werden, daß seine Oberflächentemperatur 17 000 Kelvin beträgt. Seine Leuchtkraft allerdings war so gering, daß dies nur damit zu erklären war, daß der Stern kleiner ist als die Erde. Zu den weiteren gut bekannten Weißen Zwergen gehören u.a. van Maanens Stern und Sirius B. Sirius B wurde 1862 erstmals gesehen. Er verfügt über etwa die gleiche Masse wie die Sonne, weist aber nur den fünffachen Erddurchmesser auf und ist 10 000mal schwächer als der normale A-Stern Sirius A. Nur wenige hundert weitere Weiße Zwerge sind bekannt, obwohl sie etwa zehn Prozent der gesamten Sternpopulation ausmachen. Aufgrund ihrer geringen Leuchtkraft sind sie jedoch nur sehr schwer zu beobachten. 
Die Bezeichnung Weiße Zwerge umfaßt eine Gruppe von entarteten Sternen, deren Temperatur- und Farbbereich von den heißesten Sternen mit einer Oberflächentemperatur von mehr als 100 000 Kelvin bis zu kalten, roten Objekten mit nur 4000 Kelvin reicht. Da sie keine innere Energiequelle mehr besitzen, befinden sich Weiße Zwerge in einem Prozeß langsamer Abkühlung. Letztendlich werden sie zum Schwarzen Zwerg, einem dunklen, toten Stern.
Das Spektrum Weißer Zwerge ist verwirrend komplex, was den großen Temperaturbereich und die verschiedenen Zusammensetzungen widerspiegelt. Typischerweise enthält das Spektrum sehr breite Absorptionslinien, einige zeigen allerdings auch überhaupt keine Linien. Die Region der Linienentstehung ist nur einige hundert Meter dick. Manche Weiße Zwerge zeigen lediglich Wasserstofflinien, das vermutlich Helium und die schweren Elemente unter dem Einfluß der starken Gravitation auf den Boden der Atmosphäre gesunken sind. In anderen Sternen sind Helium oder Metalle festzustellen, aber kein Wasserstoff. 
Ein neues Klassifizierungsschema wurde 1983 von E. M. Sion und Mitarbeitern vorgeschlagen. Die Kennzeichnung besteht aus drei großen Buchstaben. Der erste ist D für 'degeneriert'. Der zweite kennzeichnet das primäre Spektrum: A, nur H; B, neutrales He ohne H oder Metalle; C, Kontinuum; O, ionisiertes He mit neutralem He oder H; Z, nur Metalllinien ohne He oder H; Q, mit Kohlenstoff. Der dritte Buchstabe ist für die sekundären spektralen Eigenschaften: P, Magnetfeld mit polarisiertem Licht; H, Magnetfeld ohne polarisiertes Licht; X, Pekuliarstern oder nicht klassifizierbar; V, veränderlich. Das alte System beruhte auf den üblichen Spektraltypen (O, B, A, F, G, K, M) mit einem vorangestellten D.

Wellenlänge: Der kürzeste Abstand zweier benachbarter Wellenflächen gleicher Phase.

Wellen, elektromagnetische:   Form der Energieausbreitung mit einer Geschwindigkeit von 300 000 km/s im Vakuum. Charakterisiert durch die Wellenlänge. Elektromagnetische Wellen der verschiedensten Wellenlängen bilden das elektromägnetische Spektrum in der Reihenfolge: Gamma-Bereich, Röntgen-Bereich, ultravioletter Bereich, sichtbares Licht, Infrarot und Radiobereich.

Welteninsel: Ein veralteter Ausdruck, der in der Bedeutung Riesengalaxie verwendet wurde. Er ist besonders mit dem Philosophen Immanuel Kant (1724-1804) verbunden, der ihn 1755 einführte. Der Begriff wurde bis in die 1920er Jahre in populären Schriften verwendet.

Weltraum: Der Raum außerhalb der Planeten, Sterne und deren Atmosphären.

Weltraumwetter: Die Veränderung der physikalischen Bedingungen in der Weltraumumgebung unmittelbar in der Nähe der Erde und zwischen Erde und Sonne als Folge der Variationen des Sonnenwinds, der koronalen Massenausstöße und anderer Phänomene, die mit der Sonnenaktivität zusammenhängen.

Weltzeit: Zeitstandard, der der täglichen scheinbaren Bewegung der Sonne angepaßt ist und als Basis für die bürgerliche Zeiteinteilung dient. Sie ist formal mit einer mathematischen Beziehung an die Sternzeit geknüpft und leitet sich daher aus Sternbeobachtungen ab. Die direkt aus der Sternbewegung gewonnene Zeitskala, UT0 genannt, hängt leicht vom Beobachtungsort ab. Die für die Verschiebung des Beobachtungsortes in Länge durch die Polbewegung korrigierte Zeit heißt
UT1. Die Abkürzung UT ist normalerweise die korrigierte Zeit UT1. 
Die Koordinierte Weltzeit (UTC) ist die für die Zeitsignale verwendete Zeit. Sie unterscheidet sich von der International Atomic Time (TAI) durch eine ganze Anzahl von Sekunden und wird durch Einfügen von Schaltsekunden im Bereich von ±0,9 Sekunden von UT1 gehalten. 

Whirlpool-Galaxie: (M51; NGC 5194) Eine Spiralgalaxie im Sternbild Canes Venatici mit einer Entfernung von 13 Millionen Lichtjahren, auf die wir senkrecht blicken. Es war die erste Galaxie, deren Spiralstruktur durch Beobachtungen von Lord Rosse erkannt wurde. Sie wird von der wesentlich kleineren, irregulären Galaxie NGC 5195 begleitet, die sich auf einer Umlaufbahn um sie befindet.

Widderpunkt:  Einer der beiden Punkte an der Himmelssphäre, an denen sich die Ekliptik und der
Himmelsäquator schneiden. Er definiert den Nullpunkt der Rektaszension. Wegen des Effekts der Präzession verschiebt sich die Orientierung des Äquators langsam gegenüber der Ekliptik mit einer Periode von etwa 25 800 Jahren. Daher liegt der Schnittpunkt, der noch vor einigen tausend Jahren im Sternbild Widder lag, heute im Sternbild Fische, der Name wurde aber beibehalten. Die Sonne steht im Widderpunkt am nördlichen Frühlings-Äquinox. Die Begriff 'Frühlingsäquinox' oder 'Frühlingspunkt' werden zur Bezeichnung dieses Punkts an der Himmelssphäre ebenfalls verwendet.

Widmannstättensche Figuren: Ein charakteristisches geometrisches Muster, das man erhält, wenn man polierte Flächen von metallischen Meteoriten anätzt. Sie rühren vom interkristallinen Wachstum zweier unterschiedlicher Eisen-Nickel-Verbindungen her, dem Kamazit und dem Teanit. 

Wildente: Ein offener Sternhaufen mit etwa 200 Sternen im Sternbild Scutum. Der Name kommt von
seiner Gestalt, die in kleinen Instrumenten flügelförmig erscheint und an fliegende Wildenten erinnert.

Wilson-Effekt: Eine Änderung im Aussehen eines Sonnenflecks, wenn dieser sich durch die Sonnenrotation dem Sonnenrand nähert. Der randnahe Teil der Penumbra erscheint breiter als der randferne, weil sich der Sonnenfleck in einer Einsenkung befindet. Das Phänomen wurde 1769 zuerst von dem schottischen Astronomen Alexander Wilson (1714-1786) beobachtet.

WIMPs: Akronym für elektrisch neutrale, schwach wechselwirkende schwere Teilchen ('weakly interacting massive particles'). Diese wurden in den bisher zur Verfügung stehenden Beschleunigern nicht beobachtet. Sollten sie existieren, sind sie für die Kosmologie von großer Bedeutung, da sie zum missing mass-Problem beitragen würden.

Winchester: Asteroid 747, Durchmesser 204 Kilometer, 1913 von J. Metcalf entdeckt.

Windmühlen-Galaxie: (Pinwheel Galaxy; M101; NGC 5457) Populärer Name für eine große Spiralgalaxie in Ursa Maior, bei der man direkt auf die Scheibe sieht. Die Entfernung beträgt etwa 15 Millionen Lichtjahre. 

Winkelabstand: Die Länge eines Kreisbogens im Bogenmaß (z. B. Radiant, Grad, Bogenminuten, Bogensekunden) für den Winkel, den der Bogen am Ort des Beobachters aufspannt. Der Winkelabstand zwischen zwei Punkten an der Himmelssphäre ist z. B. der Winkel zwischen zwei imaginären Linien vom Beobachter zu den beiden Punkten.

Winkeldurchmesser: Der scheinbare Durchmesser eines Objekts im Winkelmaß (Radiant, Grad, Bogenminuten oder Bogensekunden). Der Winkeldurchmesser bestimmt sich durch den wahren Durchmesser und die Entfernung.

Winkelgeschwindigkeit: Das Maß, in dem ein rotierender Körper Winkel überstreicht. Die Winkelgeschwindigkeit wird in Radiant, Grad oder Umläufen pro Zeiteinheit gemessen. 

Winkelmaß:  Der Vollkreis ist in 360 Grad eingeteilt; jedes Grad hat 60' (Bogenminuten) und jede Minute 60" (Bogensekunden). im Winkelmaß gibt man unter anderem die scheinbaren Dimmensionen kosmischer Objekte an, ihre gegenseitige Entfernung an der Himmelsphäre u.a..  Einanschauliches Vergleichsmaß ist der Durchmesser des Mondes, der etwa 0,5° = 30' beträgt. 

Wolf-Lundmark-Melotte-Galaxie: (WLM) Eine kleine, irreguläre Galaxie, die zur lokalen Gruppe gehört. Sie befindet sich in einer Entfernung von 2.8 Millionen Lichtjahren. 

Wolf-Rayet-Stern: Ein Mitglied einer Gruppe seltener, außergewöhnlich heißer Sterne mit Oberflächentemperaturen zwischen 20 000 und 50 000 Kelvin. Ihr Spektrum zeigt breite Emissionslinien. In W-C-Sternen überwiegt Kohlenstoff, während in W-N-Sternen die Stickstoffemissionslinien überwiegen. Es wird vermutet, daß sich diese beiden Untergruppen im Aufbau wesentlich unterscheiden. Die Emissionslinien entstehen in einer rasch expandierenden Hülle, durch die der Stern Masse verliert. Einige sind die Zentralsterne in Planetarischen Nebeln. Ihr Entwicklungszustand ist bislang nicht vollständig geklärt. Der Name stammt von den beiden französischen Astronomen Charles Wolf und Georges Rayet, die im 19. Jahrhundert lebten. 

Wolfsche Sonnenfleckenrelativzahl: Eine Maßzahl der Sonnenfleckenaktivität auf der Sonnenscheibe, die sowohl die Anzahl der Sonnenfleckengruppen als auch einzelner Flecken berücksichtigt. Sie wurde von Rudolf Wolf von der Züricher Sternwarte eingeführt und ist als Züricher Sonnenfleckenzahl bekannt. Ihr Wert R berechnet sich nach der Formel R = k (10g + ¦ ), wobei g die Anzahl der Fleckengruppen ist, ¦ die Gesamtanzahl der Flecken und k ein Normierungsfaktor, der von dem verwendeten Instrument abhängt. Für Instrumente mit einer Öffnung von 100 Millimetern ist k gleich 1. 

Wurmloch: Eine hypothetische, tunnelähnliche Struktur der Raumzeit. Theoretiker vermuten, daß im Größenbereich der Planck-Länge (1035 Meter) die Raumzeit eine schaumähnliche, mit Wurmlöchern durchsiebte Struktur aufweist. Es könnte für ein solches Wurmloch möglich sein, sich 'davon zu stehlen' und ein neues Universum zu bilden.